Rund die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland entfällt auf die Erzeugung von Wärme. 

Echter Klimaschutz gelingt nur, wenn auch bei der Wärmeerzeugung auf erneuerbare Energien umgestellt wird. Neben der direkten gebäude- oder liegenschaftsweisen Nutzung von Umweltwärme über Wärmepumpen werden Fern- aber auch dezentrale Nahwärmenetze eine wichtige Rolle spielen, denn sie ermöglichen die Einbindung verschiedener klimafreundlicher Wärmequellen. Hierzu gehören Umweltwärmenutzung aus Grundwasser, Geothermie (Erdwärme) oder Außenluft sowie die Einbindung von solarthermischen Anlagen. Darüber hinaus kann auch Abwärme aus industriellen Prozessen oder aus Abwasser sowie Abwärme beispielsweise aus Kühlungsprozessen in Rechenzentren in derartige Wärmenetze eingespeist werden. 

Bisher kommt Fern- aber auch Nahwärme in der Bundesrepublik überwiegend aus fossilen Quellen. Der Anteil erneuerbarer Energien lag im Bereich der Fernwärme bundesweit 2020 bei nur 19% (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat), 2022). Hier besteht somit großer Handlungsbedarf. Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, die sogenannte Dekarbonisierung der Wärmeversorgung, ist jedoch ein komplexer Prozess: Die Wärmeerzeugung, der Ausbau der Fernwärmeleitungen, die Wärmebedarfe und Gebäudesanierungen sowie die Technik für die Wärmeabnahme in den Gebäuden müssen Hand in Hand gehen. Das ist mit erheblichen Investitionen verbunden und hat einen beträchtlichen Vorlauf. Der notwendige Umbau muss deshalb zeitnah angeschoben werden. 

Weiterhin bedarf es der Sicherstellung einer langfristigen Abnahme der Wärme durch private und gewerbliche Kund*innen. Das ist nicht zuletzt eine Frage des Preises dekarbonisierter Fernwärme gegenüber noch immer deutlich günstigerer konventioneller Brennstoffe. Klimafolgenkosten fossiler Energieträger werden noch immer externalisiert, das heißt die Kosten der Auswirkungen von THG-Emissionen fossiler Brennstoffe wie Gas und Öl sind nicht im Preis beinhaltet. 

Um Potentiale, also Wärmequellen, zu erkennen und diese zielgerichtet einzusetzen, wird die Maßnahme Wärmeplanung prioritär behandelt. Im Herbst 2020 wurden in Darmstadt mit der inhaltlichen Auseinandersetzung und Beschlussfassung zahlreicher Anliegen des KlimaEntscheids zudem die Weichen für ein Pilotprojekt zur Solarthermie als Wärmelieferant gestellt. 

Für eine breite Anwendung derartiger klimafreundlicher Wärmequellen und die Nutzung von Abwärme ist wiederum von zentraler Bedeutung die Wärmebedarfe der einzelnen Gebäude im ersten Schritt so schnell wie möglich durch bspw. energetische Sanierungen deutlich zu reduzieren. Dies sorgt auch für geringere Nebenkosten für Mieterinnen und Mieter. Da die energetische Sanierung von Gebäuden zentral für die Wärmewende ist, wurden bereits in der Vergangenheit mehrere wegweisende städtische Beschlüsse hierzu gefasst. Auch im vorliegenden Klimaschutzplan liegt ein Hauptaugenmerk neben der Sanierung der kommunalen Liegenschaften auf der Beratung und Information privater Gebäudeeigentümer*innen, um die Sanierungsquote stadtweit deutlich zu steigern und den Energieträgerwechsel zu Umweltwärmenutzung oder dekarbonisierter Fern- und Nahwärme über Niedertemperaturnetze zu ermöglichen. 

Über die städtischen Maßnahmen hinaus sind vor allem die Maßnahmen des Bundes relevant. Hierzu gehören bereits bestehende und wirksame Förderprogramme zur energetischen Sanierung, eine CO2-Bepreisung mit echter Lenkungswirkung und fairer Verteilung der Lasten zwischen Eigentümer*innen und Mieter*innen (z.B. durch Stärkung von Warmmieten-Modellen), aber auch ordnungsrechtliche Vorgaben und ambitionierte Mindeststandards im Neubaubereich – wie beispielsweise eines Verbotes von fossilen Energieträgern. 

Darüber hinaus müssen die im aktuellen Koalitionsvertrag der „Ampelparteien“ gesteckten Ziele der Bundesregierung zum Ausbau der Wärmenetze mit konkreten Maßnahmen hinterlegt, die Entwicklung vorangetrieben werden und entsprechende – in der Breite wirksame – schnell nutzbare Förderprogramme entwickelt werden. Auch klare Vorgaben und rechtliche Rahmenbedingungen sowie zielführende Emissionsfaktoren auf Bundesebene helfen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und zeitnah zu implementieren. Der zügige Ausbau und die Neuerrichtung von dekarbonisierten Nah- und Fernwärmenetzen müssen für lokale Energieversorger wie Nutzer*innen wirtschaftlich und schnell möglich sein. Nur so gelingt es auch, die Akzeptanz für derartige Wärmeversorgungen zu erhöhen und ganze Quartiere zeitnah klimafreundlich mit wirtschaftlicher Nah- und Fernwärme zu versorgen. 

Interessante Links

    12